Projekt Wilhelmine

Kunstaktion „Wilhelmine – Farbe, Zahl, Bewegung“

Eine Installation der IFL Bayreuth

Wenn Sie diese Seite aufrufen, stehen Sie vielleicht gerade vor einer unserer 33 Wilhelminen. Sie tragen Gelb, Lila und Rot bzw. Orange, Chrome und Brombeere. Jede wurde 11-mal gedruckt und auf Erdspieße gesteckt – einzeln, aber doch in der Gruppe, draußen, im öffentlichen Raum.

Inspiriert von Ottmar Hörl ist diese Aktion von Ottmar Hörl

Unsere Kunstaktion ist eine Hommage an Wilhelmine – und zugleich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werk von Ottmar Hörl, einem bekannten deutschen Konzeptkünstler.

Hörl ist berühmt für seine serienhaften Installationen im öffentlichen Raum: Ob Goethe, Wagner, Luther oder Beethoven – seine identischen Figuren, oft farblich variiert und in großer Zahl aufgestellt, hinterfragen, wie Erinnerung funktioniert und wem sie gilt.

Auch wir nutzen Wiederholung, Farbe und Vereinfachung, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Statt großer Monumente zeigen wir viele kleine Wilhelminen – beweglich, nahbar, bunt.

Warum Wilhelmine? Warum eine Frau?

Wir leben in einer Zeit, in der wir viele Geschichten neu erzählen müssen – auch die unserer Städte.

Bayreuth wird oft mit Wagner in Verbindung gebracht. Davor: mit Männern in Uniform oder auf Thronen.

Doch Wilhelmine hat diese Stadt geprägt wie kaum jemand sonst.

• Sie ließ das Markgräfliche Opernhaus errichten (UNESCO-Welterbe).

• Sie war Schriftstellerin und Komponistin – ungewöhnlich für eine Frau ihrer Zeit.

• Sie schuf ein geistiges und künstlerisches Klima, das Bayreuth zur Kulturstadt machte.

• Sie stand im Austausch mit bedeutenden Denkern wie Voltaire.

• Und sie war eine starke Persönlichkeit, die sich nicht unterordnete, sondern prägte.

In einer Welt, in der Frauen oft nicht im Vordergrund stehen, wollten wir bewusst eine historische Frau sichtbar machen – nicht durch eine Statue, sondern durch Wiederholung, Farbe und Kontrast.


Warum 33 Figuren in 3 Farben?

Warum genau 11 jeder Wilhelmine?

Zahl 11 – die Zahl des Außergewöhnlichen

Die 11 steht symbolisch für:

• Grenzüberschreitung & Nonkonformismus: Sie geht über die „runde“ 10 hinaus – so wie Wilhelmine über gesellschaftliche Erwartungen hinausging. Sie war keine „typische“ Fürstin, sondern eine eigenwillige, kluge und künstlerisch aktive Frau.

• Individualität & Rebellion: Im historischen und spirituellen Kontext gilt die 11 oft als „störend schön“ – genau wie Wilhelmine, die höfische Konventionen nicht einfach hingenommen hat, sondern ihre eigene Stimme entwickelte.

• In der Kunst: Die 11 signalisiert kreatives Chaos, Überraschung und Bewegung – passend dazu, dass eure Figuren draußen installiert sind und durch Wiederholung eine gewisse „Unruhe“ und Dynamik erzeugen.

11 Wilhelminen in 3 Farben = 33 Gestalten

→ Das erzeugt ein Bild von Vielfalt innerhalb einer starken Persönlichkeit – so als hätte Wilhelmine viele „Farben“ in sich getragen.


Zahl 3 – die symbolische Struktur

Die Zahl 3 ist historisch und spirituell eine Bedeutungsträgerin:

• Dreifaltigkeit (Körper – Geist – Seele / Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft)

• Wilhelmines Rollen: Tochter Preußens – Gattin des Markgrafen – Schöpferin von Bayreuths Kultur

• Künstlerisches Prinzip: Harmonie, Spannung und Lösung (Dreiklang in Musik und Dramaturgie)

Die drei Farben können hier als Ausdruck dreier Seelenzustände, Perspektiven oder Rollen verstanden werden.

Gelb – Lila – Rot: Farbdeutung im Wilhelmine-Kontext

• Steht für Wilhelmines geistige Klarheit, Bildung, Philosophie, das „Erleuchtete Zeitalter“.

• Sie pflegte einen regen Briefwechsel mit bedeutenden Denkern (z. B. Voltaire) – Gelb steht für diesen „hellen Kopf“.

• War historisch die Farbe des Adels, der Geistlichkeit – also ihres Standes.

• Gleichzeitig symbolisiert Lila Transformation und Individualität – sie hat sich selbst künstlerisch verwirklicht, jenseits ihrer höfischen Rolle.

• Rot steht für ihre Leidenschaft für Kunst und Musik, ihre emotionale Tiefe.

• Sie ging mutige, eigene Wege – auch gegen den Willen ihres Vaters Friedrich Wilhelm I.

33 Wilhelminen stehen also nicht nur für eine historische Figur – sondern für eine Idee:

Dass Kunst weiblich sein kann. Dass Geschichte vielfältiger ist, als es Schulbücher manchmal zeigen. Und dass Erinnerung auch spielerisch, bunt und beweglich sein darf.

Warum eine Frau?

Geschichte ist oft männlich erzählt.

Auch in Bayreuth stehen viele Namen von Männern im Vordergrund – allen voran Wagner.

Mit dieser Aktion wollen wir eine Frau sichtbar machen, die zu oft übersehen wird – obwohl sie Bayreuths kulturelle Identität entscheidend geprägt hat.

Umsetzung

Wir haben mit einem Plotter etwa 40 Papierfiguren in der Form von Wilhelmine erstellt. Die haben wir auf Holzspieße geklebt, damit man sie draußen in die Erde stecken kann – wie eine kleine Ausstellung. Auf der Rückseite ist ein QR-code, der direkt zu unserer Schulwebseite führt. 

Arbeitsschritte:

  1. Recherche zu Wilhelmine und Ottmar Hörl
  2. Entwurf einer Silhouette in Cricut Design Space
  3. Plotten der Figuren aus stabilem Papier
  4. Anbringen auf Holzspießen
  5. QR-Codes generieren und aufkleben 
  6. Figuren im Außenbereich platzieren

Ziel:

Das Ziel war es, Wilhelmine modern und kreativ darzustellen und gleichzeitig einen Bezug zur Stadt Bayreuth und ihrer Geschichte zu zeigen.

Wer wir sind

Wir sind Schüler:innen des IFL Bayreuth und haben uns im Rahmen einer Kunstaktion mit der Frage beschäftigt:

Wen feiern wir eigentlich im öffentlichen Raum?

Mit Pappe, Drucker, Stiften und Mut wollten wir eine Antwort geben.

Romina Heining

Susanne Kettritz

Angelina Müller

Wilhelmine lebt – in Gelb, Lila und Rot. In 33 Formen. Und in jeder Erinnerung, die weiterdenkt.